Mit dem Bloggen ist es wie mit gutem Sex. Es ist geil und man freut sich immer schon auf’s nächste Mal. Und: dabei geht es ( i.d.R.) nicht um Geld, sondern um Spaß! 🙂
Doch was ist, wenn sich die ganze Bloggerei scheinbar kaum rentiert? Schließlich ist (beinahe) jeder Webmaster mehr oder weniger von den Einnahmen seiner Webseiten abhängig … er muss ja schließlich auch Miete bezahlen, den Lebensunterhalt bestreiten (ggf. sogar genießen), die Wellensittiche füttern und in (neue) Webseiten investieren. Genau an diesem Punkt stellt sich die Frage, ob man wirklich des Geldes wegen bloggt, oder ob man sich an der Blogsphäre, der Internetsucht und an allen anderen abgefahrenen Online-Dingen erfreut. Naja – wie dem auch sei – dieser Artikel ist der Berechnung der Rentabilität des Bloggens gewidmet … und da diese in der Blogosphäre kaum zur Sprache kommt, breche ich jetzt dieses Tabu.
Ganz im Ernst: ich mache mir gerne Gedanken über die Rentabilität von Webseiten – auch, wenn es sich wie bei Spass-Guru um ein ziemlich aussichtsloses *g* – aber sehr lustiges Projekt handelt. Okay – das Konzept von „Spass-Guru“ ist mit Sicherheit alles andere als „Mainstream“ – aber „Mainstream“-Sachen haben mich noch nie interessiert. Demnächst wird der Spass-Guru, der eigentlich nur dadurch entstanden ist, dass ich mir eine dreifache OSG-Fraktur zugezogen habe und die Schmerzen bzw. die starken Schmerzmittel durch etwas Fun kompensieren wollte. 1,5 Jahre alt. Nun gut – für eine Webseite ist dies natürlich noch kein nennenswertes Alter, aber im Endeffekt lassen sich schon jetzt Rückschlüsse über die Rentabilität ziehen. Daher werde ich im folgenden Beispiel dieses magische Alter von 18 Monaten zur Berechnung der Rentabilität nutzen …
Ich summiere hier einfach mal die beteiligten Faktoren, damit Ihr Euch einen Überblick über das verschaffen könnt, was mich die ganze Bloggerei kostet (!). Folgende Einheiten sind an den Gesamtkosten von Spass-Guru beteiligt:
- Domain-Miete und Speicherplatz / 5-10 Euro pro Monat
- Lizenzen (Bildlizenzen, Schriftlizenzen etc.) : mind. 100 Euro
- Zeit, die ich bisher ins Layouten, in die Individualisierung des WordPress-Blogs und andere Onsite-Faktoren investiert habe: ca. 6 Wochenenden à 2 Tage à 14 Stunden. Das macht insgesamt 168 Arbeitsstunden!
- Recherche-Zeit für Beiträge inkl. des Schreibens etc. – 1000 Beiträge à 5 Minuten (und das ist eine sehr geringe Zeitspanne für sehr gute (!) Inhalte …) Recherche zzgl. 1 Minute Zeit für die Publikation = 100 Arbeitsstunden
- Zeit für die Erstellung von langen Artikeln, Kolumnen, Recherche von Kolumnen-Links, Erstellung von statischen Unterseiten: 100 Arbeitsstunden
- Anderes (Recherche von Plugins, andere Individualisierungen und alles, was bisher noch nicht genannt wurde: lassen wir bei dieser Beispielrechnung einfach weg – bzw. ersetzen dafür einen Euro-Wert durch ein „x“
Kosten (zusammengefasst):
- 18 Monate Hosting: 90 Euro (Mindestwert angenommen!)
- Lizenzen: 100 Euro
- Zeitaufwand: 368 Stunden + X Stunden
Wenn man dann einen Stundensatz von nur (!) 20 Euro annimmt, dann kommt man auf minimale Gesamtkosten in Höhe von: 7550,00 Euro + X Euro!
Ich schätze also die realen Gesamtkosten dieses Blogs auf ca. 10.000 Euro(!) – und das ist dann doch wieder ne Menge Holz. Das sind 35 richtig gute 19″ TFTs, 15 Notebooks, 10 30″ LCD-Fernseher, fast 2 Segways in Standart-Auführung oder die Einrichtung einer kleinen, gut ausgestatteten Wohnung.
Und DAS ist meiner Meinung nach schon ein krasser Vergleich. Und er ist real. Nun gut, diese Zahlen wollte ich Euch nur mal als kleines Beispiel zur Verfügung stellen … aber jetzt geht’s erst richtig mit dem eigentlichen Posting los 🙂 :
So.
Wenn man nun den Gesamtkosten die bisherigen Einnahmen gegenüber stellt, so wird einem sehr schnell klar, dass das Ganze i.d.R. ein Verlustgeschäft ist.
Sieht man das Ganze aber in einem weiträumigen Kontext und erkennt, dass sich die Besucherzahl vom Start bis heute exponentiell gesteigert hat und auch weiterhin steigern wird (da man ja viel und gut bloggt *g*), so wird einem schnell klar, dass das Ganze eigentlich kein Verlustgeschäft, sondern eine langfristige Investition darstellen muss. Aber was bringt einem die beste langfristige Investition (nämlich die Investition in „Spaß“ *g*), wenn man nicht weiß, wohin das Ganze führt? Nichts. Genau deshalb schreibe ich diesen Artikel und nun kommen wir zum sprichwörtlichen „Eingemachten“.
Rechenbeispiel zur Entwicklung der Besucherzahl eines Blogs:
Zum Aufstellen einer Funktion f(x) auf einem kartesischen Koordinatensystem mit den Achsen x(Besucher pro Tag) und y(Bestehen des Blogs in Monaten) benötigen wir 3 Punkte. Also besorgen wir uns diese aus den Besucher-Statistiken. (nun gut – hier nehme ich mal fiktive Werte an und bin zudem pessimistisch!)
- Das Blog hatte (wie Spass-Guru) vor 18 Monaten 0 Besucher. (Starttag)
- Nach 6 Monaten hatte es 500 Besucher pro Tag. (fiktiver Wert)
- Nach 18 Monaten hatte es 2000 Besucher pro Tag. (fiktiver Wert)
Hinweis: die o.g. fiktiven Werte sind mit Absicht gering angesetzt (frei nach dem Kredo des Understatements!) – ein derartig schlechtes Wachstum erreicht kein gepflegtes Blog! 🙂
Aus o.g. Informationen ergeben sich drei Punkte zum Aufstellen einer Funktion:
P1 (0 | 0)
P2 (500 | 6)
P3 (2000 | 18)
Mit Hilfe dieser Punkte lassen nun drei differente Gleichungen aufstellen. Da ein Gleichungssystem aus 3 Unbekannten und 3 Gleichungen als lösbar definiert ist (zumal die erste ja eh wegfällt …), kommt man nach dem Ausrechnen zu folgender Gleichung:
f(x) = 2,3148148148x² + 69,4444444444x
Wenn man dann die durchschnittlichen Einnahmen pro Besucher betrachtet, so kann man schnell und unkompliziert ausrechnen, wieviel man wann mit dem eigenen Blog verdient. Natürlich wäre das Ganze auch andersrum möglich … zudem könnte man die Rentabilitätsgrenze berechnen, aber ich möchte in diesem Blogposting die Mathematik nur auf das Nötigste beschränken, da das Ganze inkl. Erklärungen den Rahmen dieser Kolumne um ein Vielfaches sprengen würde! 🙂
Daher gehe ich als Beispiel von einem normalen Blog mit einer Klickrate von 3% auf Werbemittel aus. Pro Klick werden 0.10 Euro vergütet. Wenn man dann die o.g. fiktive jetzige Userzahl von 2000 Unique Usern pro Tag mit o.g. Prozentsatz multipliziert, so erhält das Blog 60 Klicks pro Tag und fährt 6,0 Euro pro Tag – also ca. 180 Euro pro Monat ein. (nur als „Hausmarke“ errechnet …)
Dividiert man zudem die täglichen Einnahmen durch die Besucherzahl so kommt man zu einem Umsatz pro User in Höhe von: 0,003 Euro.
Wenn man nun wissen will, wieviele Besucher man 5 Jahre dem Start des Blogs hat, so setzt man einfach die „5“ (Jahre) in Form von „60“ (Monaten) nach als „x“ in die oben erstellte Gleichung ein. Man erhält dann einen Wert von:
f(60) = 2,3148148148*60² + 69,4444444444*60
= 8333,33333328 + 4166,666666664
= 12499,999999944 Besucher pro Tag
Abgerundet (halbe Besucher gibt’s ja nicht …) ergibt sich also ein Ergebnis von 12499 Besuchern pro Tag, was wiederum laut o.g. Einkommen pro User einen Umsatz von: 37,497 – also knapp 37,50 Euro pro Tag bedeutet. Daraus ergibt sich ein Umsatz (wenn man wie oben von 30-Tagen-Monaten ausgeht) von 1125,00 Euro pro Monat.
Geht man hingegen von 10 Jahren aus, so sieht die ganze Sache schon wieder anders aus:
f(120) = 2,3148148148*120² + 69,4444444444*120
= 33333,33333312 + 8333,333333328
= 41666,666666448 Besucher pro Tag
Abgerundet: 41666 Besucher pro Tag
Das ergibt einen Umsatz von 124,998 Euro pro Tag und (wenn man wie oben von 30-Tagen-Monaten ausgeht) von 3749,94 Euro pro Monat.
Wenn man nun die Realität ins Auge fasst und bedenkt, dass viele weitere Faktoren (Community-Building, Steigerung der Popularität via Blogosphäre, bessere Platzierung in Suchmaschinen, virales Marketing etc.) dazu führen, dass sich die Besucherzahlen weitaus (!) besser als in o.g. Beispiel entwickeln, so ist – auf Basis des o.g. Blogs – bewiesen, dass man sich innerhalb von 10 Jahren nebenher (!) eine Vollexistenz aufbauen kann. Nur durch Bloggen. Nur. Bloggen.
Das Ergebnis überrascht mich. Vielleicht sollte man anstatt Hartz4 ein Blog1 starten? Vielleicht hilft die Blogosphäre weitaus mehr Menschen aus der sozialen Entfremdung in ein gutbürgerliches Leben, vielleicht habe ich soeben mathematisch bewiesen, dass sich die
Anzahl der Selbständigen über die kommenden Jahre – nur durch das Phänomen Blogs – massiv vergrößern wird.
Ehrlich gesagt möchte ich auch nicht den großen „Blogosophen“ spielen, da ich nach obigem Ergebnis jetzt erst mal in Ruhe Bloggen muss! 🙂 🙂 🙂
Ach ja – wie ich im Gespräch mit Frank mitbekommen habe, haben sich noch eine ganze Reihe bekannter Blogger mit dem Thema der Blog Rentabilität beschäftigt – ich habe Euch deshalb hier eine Übersicht der interessantesten Rentabilitäts-Artikeln zusammengestellt. Sehr interessant, dass hier soviele unterschiedliche – und teilweise absolut deckungsgleiche – Ansätze zusammengetragen werden 🙂 :
Weblogs als Altersvorsorge
Geldverdienen mit dem eigenen Blog – geht das?
Werbeeinnahmen aus Blogs Charts
Wie man moralisch korrekt durch Bloggen Geld verdient
Der Weg zum Erfolg (inkl. Rezept)
Es braucht Zeit, bis man mit Bloggen Geld verdient
Na dann – ich wünsche hiermit allen Bloggern viel Durchhaltefähigkeit und vor allem Spaß beim Bloggen! 🙂 Das Geldverdienen wird somit zur Nebensache und Ihr werdet sehen: genau dann klappt’s auch mit dem Erfolg des eigenen Blogs! 🙂